Poesía alemana actual/No. 170


 

Swantje Lichtenstein*



Versiones de Gonzalo Vélez

 

Korollarien von Atlantiden

Nichts davon verleidet es dem jungen Unterscheider, er tendiert nun dazu
keinen Widerstand und sich einen Hohn auf den plumpen Humor zu leisten,
mit dem man den Untergrund meint und doch den Abrieb ansteuert,
freudvoll soll die Lenkung sein und dünn das Spielbein, das linke schlenkert,
nur dabei sein will es, bei allem, mit keinem, fein ein jedem sein Sätzlein zu
    flüstern,
eine Phrase setzen und die Pferdefüße und Ziegenböcke abschießen, anleinen,
dem Grass das Futter anlasten, die Seile angespannt, das Irre meine, es laste
    jemand
einem an, schwebt wie ein Schwert über dem Kopf. Wie konnte das geschehen?
Zusammen parlieren und mit der Dressur über die gekachelten Böden schliddern,
grundlos weiter zu ritzen, um die tröpfelnden Reste aus den Haaren sich zu
    schütteln,
grünes Packpapier zu verschicken, nicht an den Abenden zu Hause zu sitzen und
Briefe schreiben an die Väter mit den Betonschädeln und den schäbigen
    Überresten
der langen Schlangen vor den Einkaufsketten, rauchen, speien, brechen tun sie
    nicht.
Schneide ihnen doch die langen Fingernägel, kratz damit die Manesse-Zitate in
    die Scheiben,
klebe Bücherlitzen aneinander und schlüpfe herunter zur Nacht, rot soll der
    Himmel sein,
wenn du nicht schlafen kannst, schlage die Mitschlafenden, spei weiter, nach
    Möglichkeit
auf Sisal mit Siamkatzen, sie machen die schönsten Töne. Frön eben nicht dem
    grausigen Leim,
der alles mit allem verbindet, der transferiert und überblendet und dann auch
    noch das Echo
ausruft, das bluffen will, auch wenn es niemand merkt, damit den Bluff zerstört
    und alleine
hinterher hinkt, alle beleidigt, sich selbst verschmerzt und nicht einmal daran
    denkt es
anders nur zu tun. Wie könnte es? Wie könnte es denn mit den Schuhen auf dem
    Boden stehen
und in den Lokalitäten neben fischartig Riechenden Platz nehmen? Alles stinkt
    und gärt. Es grollt
mit krankem Willen und vollem Verstand, allen kognitiven Reizen und dem
    Vermittlungsrelais,
die Funktion ist bewiesen, der Rest verarztet und die hilflosen Helfer räumen im
    Schnee herum,
während ihre Zungen an den Stahlgittern anfrieren, da sie den Speichel durch die
    Ritzen pressten,
da sie darüber hängende Münder nicht halten konnten, weiter wollten und
    niemals eine Sekunde
Ruhe geben, was war denn sonst noch geschehen? Es ging nur mehr um
    Aktionen, so wie Projektile
die ins Schwarze trafen, die man alle zusammenschrieb und auf weitere Listen
    setzte,
damit überall man seinen Fuß in der Tür hatte, um überall hineinzukommen, zu
    penetrieren,
etwas hineinzuwürgen, um es hinterher auf dem Röntgenbild sichtbar werden zu
    lassen:
Hier bin ich drin, und hier, und hier. Und ihr? Seid ihr der Unmittelbarkeit selbst
zum Opfer gefallen, weil ihr einfach wieder glaubt, es sei doch einfach ganz
    komplex
mit der selbstverspiegelnden Identität, der Gegenständlichkeit, dem Blick auf die
    Realität?
Sind doch alles Freunde. Werden doch nicht lügen. Wagen nicht zu trachten
nach dem Dirndlcharme der verschämt-bourgeoisen Bohème,
mit dem Salonwägelchen kommen wir und swingen um die Häuser,
blassblaue Ruinen und Wandfarben fingern wir von den Fenstern,
gardinenlos blicken wir in die Bäume, die sind doch echt.
Die Konstruktion des inneren Peitschenhiebes, der fährt mit dem Finger ins Genick
und treibt die Pferdchen im Hirnstall an, los, los, los lauft zu den neuen Hügeln,
seid dabei, knickt die Fersen ab, kommt auch hinein zum Ball

mit den Kleiderträger, den Pudernasen, den Trockenen, den Mangelsüchtigen,
den Staubsauerpersönlichkeiten, die jeden Krümel an sich reißen und Teilsummen
    bilden,
die sie in kleinen Schubladen verstecken, werfen wir die Tornister aus den
    Vorkriegsjahren
ins Eck, mitsamt der Schimmelpilze und Fummeljäckchen halten wir fest am
    Versteck.


Corolarios de atlántidas

Nada de aquello desalienta al discernidor joven, que tiende a ya no
oponer resistencia y ante el humor burdo a permitirse un sarcasmo
que se refiere al subsuelo y sin embargo controla la fricción,
la maniobra debe hacerse con plena alegría, sutil la pierna que juega, la izquierda
    se tambalea,
sólo estar ahí quiere, entre todos, con ninguno, finamente a cada cual
    murmurarle una pequeña máxima,
plantear una frase y abatir a patizambos y a cabrones, sujetarlos con correa,
imputar al pasto su alimento, las cuerdas tensas, la locura quería decir que a uno
lo delata alguien, ella pende como espada sobre la cabeza. ¿Cómo pudo haber
    ocurrido?
Conversar juntos y patinar según el adiestramiento sobre pisos de baldosas,
seguir trazando rayas sin motivo para sacudirse los restos de gotas del cabello,
enviar el envoltorio verde de papel, no sentarse por las noches a
escribir cartas a los padres con los cráneos de cemento y las viejas sobras
de largas colas en las cadenas de compras, fumar, escupir, vomitar, son cosas
    que no hacen.
Recórtales, pues, las largas uñas, raya con ellas citas medievales en las
    ventanas,
pega varias trenzas de libros y deslízate hasta la noche, rojo debe ser el cielo,
si no puedes dormir, golpea a quienes duerman contigo, sigue escupiendo, si se
    puede
sobre fibra vegetal con gatos siameses, ya que producen los tonos más lindos.
    Pero no te engolosines con ese horrible engrudo
que junta todo con todos, que transfiere y traslapa y luego también convoca al
    eco,
el cual pretende blofear, incluso si nadie lo nota, para que la farsa se
    descomponga y quede luego
cojeando a solas, ofendiendo a todos, reponiéndose a sí mismo, y ni si quiera se
    le ocurre
hacerlo de otra forma. ¿Cómo podría? ¿Cómo podría estar parado en el piso con
    sus zapatos
y tomar su lugar en las localidades al lado de gente que huele a pescado? Todo
    apesta y se fermenta. Retruena
con voluntad insana y cabal entendimiento de todos los estímulos cognitivos, y
    con el interruptor de transmisiones
la función queda comprobada, el resto medicado, y los desamparados ayudantes
    por todas partes despejan la nieve,
mientras sus lenguas se congelan en las mallas de acero, ya que forzaron el
    escupitajo por las ranuras,
ya que fueron incapaces de cerrar las bocas que ahora cuelgan, querían seguir
    sin jamás un segundo
de pausa, ¿pero qué otra cosa sucedió además? Lo que siguió ya sólo fue sobre
    acciones, tales como proyectiles
que aciertan en la oscuridad, todos recopilados y transcritos a nuevas listas,
para que por todas partes se tenga en la puerta su pie, para entrar por doquier,
    penetrar,
introducir algo subrepticiamente para después hacerlo visible en la placa de
    rayos equis:
aquí estoy dentro, y aquí, y aquí. ¿Y vosotros? ¿Habéis caído víctimas de la
    propia
inmediatez, porque simplemente volvéis a creer que sencillamente es muy
    complejo
aquello de la autosimulada identidad, la objetividad, el mirar la realidad?
Si traban amistad con todo. Por eso no habrán de mentir. No se atreven a
    ataviarse
según el encanto de delantales de la vergonzosamente burguesa bohemia,
con el vagoncito de reuniones podemos hacer swing alrededor de las casas,
ruinas de pálido azul y colores de muros señalaremos con el dedo desde las
    ventanas,
sin cortinas de por medio miraremos los árboles, pues son de verdad.
La construcción del latigazo interior, que viaja con el dedo en la nuca
y espolea a los caballitos de los establos del cerebro, vamos, vamos, vamos, a
    correr por las colinas nuevas,
estad ahí, quebrad los talones, entrad también al baile

con los portatrajes, los narices polveadas, los secos, los adictos a las
    privaciones,
las personalidades aspiradora, que arrastran hacia sí cada migaja formando
    subtotales
que esconden en cajones pequeños, arrojemos las mochilas de los años de
    preguerra
al rincón, junto con el moho y las chaquetitas de travesti nos aferramos a
    nuestro escondite.
lichtenstein-01.jpg













Entlang der lebendigen Linie. Sexophismen
No.: I, II, XLV, LXVII
 

Album potest esse nigrum.
[Das Weiße kann schwarz sein.]

Thomas v. Aquin

Der Strich ist die Kunst.
Der Strich ist das wahre Wahre.

Hubert Fichte

 

Du liest dies mir vor
und ich suche uns
unter den Worten Helfershelfer,
ich penetriere das Schwarze
mit einem Fluss Weiß,
es ergießt sich über mein Auge,
über die Strophe, das Licht,
es führt uns zurück,
nicht Ich bin Es,
nein, ich zwinge grundlos
einem Wort mein Ich auf,
es treibt mich bodenlos
unter das Geblätter der Seiten,
das der Speichel in die Höhlen blies.
Du liest dies und nährst dich
am Erbrochenen aus vergangenen
Dezennien, Buchstaben brennen
einwärts in den Vers,
es führt ein Fest
seinen Haken ins Fleisch,
du hängst am Wort, das tropft
uns süße Seme ins Maul,
Satzbrocken, werfe ich
zum Fraße dir vor,
sie nehmen sich dich,
denn wir sind untrennbar eins,
der Worttäter und
das gelesene Opfer.
Mitteilend huscht ein Wortfetzen
an mir vorüber, ich leite ihn ab,
so bezeugt es jeder für sich selbst,
Himmel oder Hand
fahren den Zeilenpfad nach,
sammeln die Wortknochen ein,
die in Raten verknüpft,
im erdrosselten Sinn verstrickt,
die Knoten lockern
der Sucher und der Bildermaler,
mit Witzwonnen in leichten Kleidchen
tragen sie ihn nicht, den Sinn,
doch kühl wehen Geschichten
hinaus aufs Land,
ich zurre sie zusammen,
aber ungemein ist
und über den Hof läuft
ein Tiger und springt
vom Ast in den Tod.
lichtenstein-02.jpg


A lo largo de la línea viviente. Sexofismas
Núms.: I, II, XLV, LXVII

Album potest esse nigrum.
[Lo blanco puede ser negro.]

Tomás de Aquino

La raya es el arte.
La raya es lo verdaderamente verdadero.

Hubert Fichte

 

Esto me lees en voz alta
y yo nos busco
bajo las palabras cómplice,
penetro lo negro
con un blanco río
que sobre mis ojos se derrama,
sobre la estrofa, la luz,
nos conduce de vuelta,
no yo soy ello,
no, gratuitamente impongo
a una palabra mi yo,
ello me arrastra sin fondo
bajo el hojear de las páginas
como un escupitajo lanzado a las cavernas.
Esto lees y te alimentas
del vómito de pasados
decenios, letras se incendian
en el interior del verso,
hay un festín,
su garfio perfora carne,
cuelgas de la palabra, sueltas gotas
de dulce sema hasta nuestros hocicos,
mendrugos de frases, te arrojo
como ración de alimento,
se te toman,
puesto que somos indivisiblemente uno,
quien perpetró las palabras
y la víctima leída.
Informativo un jirón de palabras
me pasa zumbando, yo lo derivo,
así cada quien lo testimonia para sí,
el cielo o bien la mano
repasan el sendero de renglones
recolectando huesos de palabras
que aun implicadas en plazos fijos,
en el sentido más estrangulante del término,
desaprietan los nudos
de los buscadores y pintadores de cuadros
en esa dicha de chiste con ropas livianas,
aunque a él no lo portan, al sentido,
empero frescos los rostros ondean
en dirección del campo,
yo los junto y los ato,
pero siendo inusual
corre a través del patio
un tigre, que se lanza
de la rama a la muerte.


Die Südsee an der Kehle kitzelt
(laryngal) das Wörtchen,
im Papierschiff setzt ein Vokal über
die liebkoste Haut der Stimmlippen,
schreibt am Körper entlang
der losen Tatauierungen,
die Narben und Knorpelknöpfe
am Ende der Wirbel spreizt den Kamm,
die Lettern und Litaneien,
gestrichelter Punkte und wieder die Linien
gezogen, wissend der Nase zur Seite,
Spiegelverkehr verfasst
vor die Schiebetür, auf die Stirn
ritze die Kennung ins Denotat
und gehör dann zum Alphabet
OMEGA.


El Mar del Sur en la garganta pica
(laringística) la tal palabrita,
en barco de papel una vocal se traslada
acariciando la piel de las cuerdas vocales,
escribe en el cuerpo a todo lo largo
de los tatuajes sueltos,
de las cicatrices, de los cartílagos,
al fin del remolino se abre el peine,
letras y letanías,
puntos discontinuos y otra vez líneas
trazadas, conscientes de la nariz a su lado,
composición de juegos de espejos
en la puerta corrediza, en la frente
rasga la marca de lo denotado
y pertenece ahora al alfabeto
OMEGA.


Im Phonorama
laufen die Subjekte der Perversion
hinter dem Fetischismus her,
zwischen Hero und Leander,
das geliebte Objekt folgt dem Ruf:
‚I am no woman, I am no woman.’,
gekreischt von der Nacktheit
im ungedachten Gemach
der neuen Tochter,
eine Badezimmer-Philosophie
oder ein Stereo-Porno,
am Ort, am unteren Ende
haben Gedichte Ohren,
stehen Kirschblüten am Berg
und in den Wänden
durchmischt sich ihr Echo.


En el fonorama
los sujetos de la perversión
se lanzan en pos del fetichismo,
entre Hero y Leandro
el objeto amado sigue el grito agudo:
‘I am no woman, I am no woman’,
que emite la desnudez
en el irreflexivo aposento
de las nuevas hijas,
una filosofía de cuarto de baño
o porno en estéreo
en el sitio, en el cabo inferior
los poemas oyen,
florecen cerezos en el monte
y en los muros
se mezcla su eco.
lichtenstein-03.jpg

 

*Swantje Lichtenstein (Tübingen, 1970). Poeta, escritora, directora independiente de radio y televisión y profesora. Estudió Letras Alemanas, Filosofía y Sociología en Tübingen, Colonia y Bonn. Ha publicado Das lyrische Projekt (Iudicium, 2004), Figurenflecken oder: blinde Verschickung (Rimbaud, 2006) y Entlang der lebendigen Linie (Passagen, 2010). Ha recibido, entre otras, las becas DAAD Stipendium (2001), Aufenthaltsstipendium Künstlerhaus Nairs/Scoul, CH (2008), Onomato-Stipendium, Düsseldorf (2009) y Aufenthaltsstipendium der Stadt Köln für Istanbul (2010).